Dienstag, 25. August 2020

 Als dossierB am 13. August bei Dr. Michael Inacker, bis dato Vorstandsvorsitzender der PR- nd Lobbyagentur WMP EuroCom anfragte, ob was dran sei an dem Gemunkel, Hauptaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Hermann Tiedje suche nach einem Käufer seines Anteils am Unternehmen, schrieb Inacker auf Nachfrage: „Würde sagen, dass das daneben ist.“
Diese Antwort lag daneben, veranlasste uns aber, die fertige Meldung zurückzuziehen (was wegen einer Ungeschicklichkeit nicht so richtig gelingen wollte), zumal wir keine weitere Bestätigung aus einer weiteren Quelle bis Redaktionsschluss erhielten. Nun zeigt sich aber, dass wir ganz nah dran waren. WMP-Aufsichtsrat und einstiger Bundesfinanzminister Hans Eichel legte gerade wegen der internen Querelen sein Amt nieder – und nun auch das: Michael Inacker bat um Vertragsauflösung aus gesundheitlichen Gründen. Die allerdings könnten sich verschlimmern, würde er sich weiterhin den Querelen unter den Anteilseignern und Aufsichtsräten aussetzen.
In seinem Schreiben an Hans-Hermann Tiedje, Kirstin Schwarz, Wendelin Wiedeking und andere schrieb Inacker in seinem 2-seitigen Brief unter anderem: „Die Tätigkeit des Vorstandsvorsitzenden eines Unternehmens wie der WMP EuroCom AG ist schon für sich genommen sehr fordernd. In einem konstruktiven, von Vertrauen geprägten Umfeld sowie mit innerer Ruhe und Richtung würde ich mit dem nach wie vor gewachsen fühlen. Aber im konkreten gegenwärtigen Umfeld der WMP, das zunehmend auf Konfronta-
tion und einer Kultur von Misstrauen beruht, ist das auf Dauer nicht mehr machbar. Die fortdauernden Spannungen im Gesellschafterkreis und in wachsendem Maße auch im Aufsichtsrat verursachen enorm viel zusätzlichen Stress und Belastung. Zugleich führen diese Spanungen immer wieder zu fremdbstimmten Einmischungen in meinen Aufgaben- und Verantwortungsbereich und zu pemanenten Konfliktlagen, die mit meinem eigentlichen Hauptgeschäft nichts oder wenig zu tun haben.... Vor diesem Hintergrund möchte ich Sie, als Mitglieder im Aufsichtsrat unseres Unternehmens, bitten, mich von meinen Pflichten und der Verantwortung als Vorstandsvorsitzender der WMP EuroCom AG zu entbinden...“
Wie tief der Konflikt bei WMP wirklich reicht, macht die Reaktion der Aufsichtsratsmitglieder Wendelin Wiedeking, Eckhard Cordes und Michael Fuchs auf Inackers Bitte um Vertragsauflösung deutlich. Noch am heutigen Dienstag (25. August) schrieben sie an Tiedje und die anderen Aufsichtsratsmitglieder eine geharnischte Abrechnung mit Tiedje und seinem Intimus Ulrich Marseille: „Offensichtlich ist es dem Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Hermann Tiedje und seinem alleinvertretungsberechtigten Geschäftsführer der Thukydides GmbH, Ulrich Marseille, nicht gelungen den sich seit letztem Jahr abzeichnenden Konflikt im Gesellschafterkreis sowie die Auseinandersetzung über die strategische Ausrichtung der WMP aufzulösen. Anstelle zu moderieren, hat Herr Tiedje polarisiert und gemeinsam mit seinem Geschäftsführer Mitarbeiter und teilweise auch Kunden des Unternehmens vor den Kopf gestoßen ... Durch die Übertragung seiner Namensaktien in eine Zwischen-Gesellschaft, die Thukydides GmbH, hat der Aufsichtsratsvorsitzende nicht nur gegen die Geschäftsordnung der WMP, sondern auch gegen das Aktienrecht verstoßen. Defacto führt inzwischen der Mit-Geschäftsführer der Thukydides GmbH, Herr Marseille, den Aufsichtsrat der WMP. Er agiert wie der Mehrheitsaktionär selber... Beide Geschäftführer greifen zugleich in erhöhtem und unziemlichem Maß und unter Umgehung von korrekten Governance-Strukturen immer wieder in das operative Geschäft des Vorstand ein... Für uns ist ist eine weitere Zusammenarbeit mit dem vorbestraften Geschäftsführer Ulrich Marseille, der künftig noch mehr Macht und Einfluss erhalten wird, nicht zumutbar.“
Schlimmer geht‘s nimmer.

Die von dossierB am 13. August zurückgehaltene Meldung hier noch einmal:
Sollte tatsächlich stimmen, was Spatzen von Berliner Dächern pfeifen, dann hat Hans-Hermann Tiedje mit seinen 71 Jahren auf dem Buckel genug davon, sich für die von ihm jahrelang geleitete, beziehungsweise als Aufsichtratsvorsitzenden kontrollierte Beratungs- und Lobby-Firma WMP Eurocom AG krumm zu machen. Wie Brancheninsider erfahren haben wollen, sucht der einstige „Bild“-Chefredakteur und Berater von Helmut Kohl einen oder mehrere Käufer seines Mehrheitsanteils an der Firma. Leicht scheint das Unterfangen nicht zu fallen. Da sind angeblich die stolzen Forderungen des potenziellen Verkäufers – und dann auch noch schwelende Missstimmigkeiten im Aufsichtsrat. Dort wirken neben Tiedje als Vorsitzender der frühere Vorstandsvorsitzende von Porsche, Wendelin Wiedeking als anteilsstarker Mitaktionär sowie der schillernde – manche sagen „irrlichternde“ – Gründer der MK Kliniken, Ulrich Marseille, der frühere Metro-Chef und Daimler-Vorstand Eckhard Cordes, Ex-Finanzminister Hans Eichel, Ex-Bundestagsabgeordneter Michael Fuchs, sowie die Unternehmnerin Kirstin Schwarz. Die Chemie zwischen den Aufsichtsräten stimmt wohl schon seit längerem nicht mehr. Wiedeking kappelt sich mit Marseille, Tiedje soll wegen hoher Bezüge und üppiger Spesenpauschale als AR-Vorsitzender in der Kritik stehen. Auch seine Beziehung zu seinem Nachfolger als Vorstandsvorsitzender, Michael Inacker, soll seit der in Misskredit geratenen Geschäftsbeziehung der WMP Eurocom mit Saudi Arabien auch noch nach dem Mord am Kritiker des Saudischen Königshauses, Jamal Kashoggi, angefressen sein. Inacker hatte sich nach der heftigen Kritik an diesem Mandat beklagt, sogar Morddrohungen erhalten zu haben. Sein Aufsichtsratsvorsitzender ließ sich daraufhin abfällig über Schissrigkeiten mancher Leute wegen Morddrohungen im Allgemeinen aus. Auch wenn Inackers Name dabei nicht fiel – der wusste, wem die Häme des Chefs galt.
Sollte an einem Ausstieg Tiedjes etwas dran sein, dann, so spekulieren Insider, müsste der potenzielle Interessent wohl tief in die Tasche greifen – sicher kein allzu stimulierendes Incentive. Aber was bedeutet schon materieller Wert, wenn das Herz des langjährigen Zampanos am Unternehmen hängt.
Tiedje gründete 1996 ursprünglich die TV Media Medienmanagement GmbH in Ebersberg bei München. Im Jahr 2000 stieg Tiedje bei der WMP Eurocom AG ein, die ein anderer „Bild“-Mann, Hans-Erich Bilges, gegründet hatte und intergrierte seine TV Media als Tochterunternehmen in die WMP Eurocom AG. Dort amtierte er, inzwischen Anker-
aktionär, seit dem Jahr 2000 als Vorstandsmitglied und von April 2004 bis 2015 als Vorstandsvorsitzender. Seit Juli 2015 ist er Aufsichtsratsvorsitzender.
Zur WMP Gruppe gehören neben der Unternehmen WMP Eurocom AG, die WMP Finanzkommunikation GmbH, WMP Healthcare GmbH, GPA German Public Affairs GmbH in Hamburg und TV Media Medien Management GmbH. Größte Anteilseigner der Gruppe sind Tiedje und Wiedeking.
Seit dem Rückzug Tiedjes in den Aufsichtsrat führt Inacker als CEO die Geschäfte. Neben ihm zeichnen im Vorstand Katrin Dahm, Prokuristin der German Public Affairs GmbH und TV Media Medien Management und Michael Behrens, früher TV-Journalist und Leiter des Englischen Programms der Deutschen Welle Hörfunk, verantwortlich.
Zu den Senior Consultants beziehungsweise Senior Advisors der WMP Eurocom zählen unter anderem Dietrich Alexander, Katharina von Borcke, Christian Dose, Louis Hagen, Dieter Haller, einst Botschafter in Saudi Arabien (!!!) und Klaus-Peter Schmidt-Deguelle früher einmal Berater des damaligen Bundesfinanzminister Eichel und mit Tiedje Gründer der TV Media Medien Management. Friedrich-Wilhelm Kramer arbeitete einst als Rundfunkjournalist und Matthias Kasper kam von der „Welt am Sonntag“. Jörg Müller (Senior Director) diente Eichel im Bundesfinanzministerium einst als Sprecher, Gerhard Rech, früher Ministerialdirigent und Leiter der Stabsstelle Export im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Und nicht zu vergessen: Ulrich Tilly (Partner WMP Healthcare), früher Ministerialdirektor in den Bundesministerien für Gesundheit sowie Arbeit und Sozialordnung.
Die hochmögende Truppe wird sicher gespannt sein, ob sie demnächst einem neuen Herrn und Meister dienen darf.

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